IBIS e.V. fordert die Absage der Veranstaltung mit Dr. Karlheinz Weißmann im PFL
Am Samstag, den 26.08.2017, um 18:00 Uhr soll ein Vortrag mit dem Titel „Martin Luther und seine Bedeutung für die deutsche Nation“ im PFL stattfinden. Referent ist Dr. Karlheinz Weißmann. Organisiert wird der Vortrag durch den „Oldenburger Kreis“, verantwortlich auf den Flyern dieser Veranstaltung zeichnet sich Gerhard Vierfuß.
Während sich der Oldenburger Kreis auf seiner Facebookseite kaum positioniert, ist Vierfuß kein Unbekannter. Ehemals war Vierfuß Pressesprecher der AfD Stadt Oldenburg/Ammerland. Bereits zuvor trat er als Autor der Wochenzeitung „Junge Freiheit“ in Erscheinung. Diese Zeitung ist einer der Grundpfeiler der deutschen Neuen Rechten. Helmut Kellershohn (2013) hat deutlich herausgearbeitet, dass diese Zeitung einen völkischen Nationalismus vertritt. Vierfuß ist ein Vertreter eines völkischen Nationalismus, der sich ethnopluralistisch äußert. Deutlich wird dies auch durch die Teilnahme Vierfuß‘ an einer Demonstration der „Identitären Bewegung“ in Berlin im Juni 2017, welche durch den Verfassungsschutz beobachtet wird.
Der Referent der Veranstaltung, Dr. Karlheinz Weißmann, ist ebenso kein unbeschriebenes Blatt. Mittlerweile mit Götz Kubitschek verstritten, hat Weißmann vor siebzehn Jahren mit ihm das „Institut für Staatspolitik“ (IfS) gegründet. Das IfS dient als Kaderschmiede der extremen Rechten und bietet für sie Seminare und Fortbildungen an, in welchen sie in neurechter Ideologie geschult werden. Weißmann sieht sein Feindbild besonders in der „Dekadenz“ des Westens mit der ein Identitätsverlust einhergehe. Hierdurch fürchtet Weißmann die „Herrschaft von Nichtdeutschen über Deutsche“ und einen „Volksaustausch“. Diese Äußerungen, die Weißmann beim „zwischentag“ 2012 – eine Art Messe rechter Zeitschriften und Verlage – von sich gab, verdeutlichen sein Verständnis von Identität. Diese lässt sich für ihn allein durch ein ethnisch homogenes Kollektiv begründen. Für ihn stellt Liberalismus eine Gefahr dar, was seinen autoritären Charakter verdeutlicht (vgl. Weiß 2017). Referent und Veranstalter sind also Teil der Neuen Rechten.
Bei Betrachtung des Titels der Veranstaltung kann davon ausgegangen werden, dass auch hier völkischer Nationalismus vertreten werden wird. Eine kritische Betrachtung der Wirkungsweise Luthers, zum Beispiel bezüglich seiner antisemitischen Einstellungen, wird ebenso wenig zu erwarten sein.
Hiermit bitten wir die Verantwortlichen der Stadt, die Bereitstellung der Räumlichkeiten für diese Veranstaltung zu überdenken und Herrn Vierfuß und Herrn Dr. Weißmann die Nutzung der Räumlichkeiten zu versagen. Als städtischer Veranstaltungsort wäre dies ein wichtiges Zeichen gegen Rechtsextremismus. Sollte die Veranstaltung nicht abgesagt werden, ruft IBIS e.V. zur Teilnahme an der um 17 Uhr beginnenden Demonstration vor dem PFL auf
Quellen:
- Kellershohn, Helmut 2013: Der völkische Nationalismus der NPD. Grundzüge der NPD-Programmatik. In: Ders. (Hg.) 2013: Die >Deutsche Stimme< der >Jungen Freiheit<. Lesarten des völkischen Nationalismus in zentralen Publikationen der extremen Rechten. Münster: UNRAST Verlag, 30-52
- Weiß, Volker 2017: Die autoritäre Revolte. Die Neue Rechte und der Untergang des Abendlandes. Stuttgart: Klett-Cotta Verlag