Um künftig alle Personen in der Verwaltungssprache anzusprechen, will die Landeshauptstadt Hannover geschlechtsneutrale Sprache verwenden. An Stellen an denen dies (noch) nicht möglich ist soll u.a. der Gendersternchen genutzt werden. Hierzu hat das Referat für Frauen und Gleichstellung den Flyer „Empfehlungen – für eine geschlechtergerechte Verwaltungssprache“ 1herausgebracht.
Diese neue Regelung stößt nicht nur auf Begeisterung und Verständnis, so wird u.a. bei der Welt und der Süddeutschen Zeitung davon gesprochen, dass es für viele wichtigere Probleme in Hannover gäbe [2;3]. Diese Diskussion um geschlechtergerechte Sprache ist nicht neu. Im Jahr 2018 sorgten u.a. die Idee der Gleichstellungsbeauftragten Kristin Rose-Möhring die deutsche Nationalhymne geschlechtsneutral umzuschreiben und der Wunsch einer 80-jährigen Frau in Bankformularen endlich auch als solche bezeichnet zu werden, für erhitzte Gemüter [4;5].
Natürlich gibt es in Deutschland und Hannover auch andere Probleme, aber diese liegen zum Großteil nicht in der Verantwortung von dem Referat für Frauen und Gleichstellung und anderen die zu Gleichstellungsthemen arbeiten. Würde diese Argumentation bei allen Problemlagen aufgeführt, würden wir wahrscheinlich nie dazu kommen etwas zu ändern. Nur weil hinsichtlich Gleichstellung, in diesem Fall der sprachlichen, Entwicklungen zu beobachten sind, heißt dies nicht, dass an anderer Stelle nicht gleichermaßen gearbeitet wird.
Anders als das generische Maskulinum, damit ist die Verwendung der männlichen Form für alle Personen gemeint, werden mit einer geschlechtergerechten/- neutralen Sprache auch alle anderen angesprochen und sichtbar gemacht. Bei der Verwendung von geschlechtersensibler Sprache bleibt es nicht nur bei einer Veränderung unseres Sprachgebrauches, auch eine Bewusstseinsänderung ist möglich, sodass sich ein positiver Effekt auf Gleichstellung allgemein einstellen kann. [6]
Ein Beispiel für eine solche Bewusstseinsänderung ist das geschlechterneutrale schwedische Pronomen „hen“, dass in Situationen in denen Geschlecht keine Rolle spielt oder von nicht-binären trans Personen genutzt werden kann. Die Einführung dieses Pronomen hatte 2012 zu negativen Reaktionen geführt, diese Einstellung hat sich jedoch mit der Zeit zum Positiven gewandt. [7] Es bleibt also zu hoffen, dass der geschlechterneutrale Sprachgebrauch in Hannover, aber auch im Rest von Deutschland mehr Anklang findet und weitere Städte dem hannoverischen Vorbild folgen. Denn um die geschlechtliche Vielfalt zu achten, sollten wir dies auch in der Sprache tun.
Dass sich nun die Stadt Hannover entschieden hat, künftig sensibleren Sprachgebrauch zu pflegen ist ein guter Schritt, der zudem die Lebensqualität und Wohlbefinden, derer die bisher nur „mitgemeint“ waren, verbessern kann und diese Verbesserung der Lebensqualität gehört durchaus zum Aufgabenbereich einer Stadt.