Stellungnahme der Antidiskriminierungsstelle zur Pressemitteilung des VfB Oldenburg vom 06. Dezember 2018

An den Vorstand, Geschäftsführung und alle Verantwortlichen beim VfB Oldenburg

Bezugnehmend auf Ihre Stellungnahme möchte ich zunächst auf Ihr Argument in der Pressemitteilung vom 06. Dezember eingehen, dass sich der VfB Oldenburg zur Neutralität verpflichtet habe . Neutralität bedeutet nicht, dass sich der VfB wertneutral verhalten muss.

In Ihrer Stellungnahme betonen Sie, dass sich der VfB Oldenburg klar gegen Rassismus, gegen Fremdenfeindlichkeit und gegen Homophobie positioniert. Gleichzeitig unterstellen Sie dem Verein „VfB für Alle“, dass dieser den VfB als Bühne nutzt, um politische Standpunkte mitzuteilen. Mit dieser Unterstellung diskreditieren Sie Fans, die seit vielen Jahren im Sinne des Leitbildes des VfB Oldenburg handeln und dafür Sorge tragen, dass der VfB Oldenburg ein diskriminierungssensibler und sicherer Ort für alle Menschen ist.

Sowohl die Demonstration gegen den Landesparteitag als auch die Transparente von VfB – Fans, die ich bis jetzt gesehen habe, bezogen sich stets auf Diskriminierungsfreiheit und die Wahrung von Menschenrechten. Auch die antirassistischen Slogans, auf die die Sie sich beziehen, würde ich eher als eine Positionierung und ein Sinnbild für den Einsatz gegen Rassismus und Diskriminierung sehen, und nicht als Aufruf zur Gewalt.

Es mag sein, dass Sie sich parteipolitisch nicht positionieren möchten, aber den Fans des VfB Oldenburg können Sie im Sinne des Grundgesetzes und der Meinungsfreiheit nicht absprechen, sich gegen eine Partei zu positionieren, die zwar demokratisch gewählt ist, aber zunehmend unsere demokratischen Grundwerte in Frage stellt.

Die ausbleibende Unterstützung der antirassistischen Fans und die damit einhergehenden Entwicklungen innerhalb der Fanszene sind mehr als bedenklich. Die Vorwürfe des „VfB für Alle“, dass es sich bei den genannten Fangruppen um rechtsoffene Gruppen handelt, werden von Ihnen dadurch entkräftet, dass Sie sich allein auf Aussagen der szenekundigen Beamten beziehen. Ich kann es nicht nachvollziehen, dass Sie die Aussagen der Polizei höher bewerten als die Aussagen von Fans, die viel nähere engere Bezüge zur Fanszene haben und sich täglich mit dem Thema „rechte Erscheinungsformen“ auseinandersetzen. Zumal sich einige dieser Fans mit ihrer Expertise auch in der politischen Bildungsarbeit (z.B. an Schulen und Universitäten) engagieren. Auch der Fanbeauftragte des Vereins wurde anscheinend nicht nach einer Einschätzung gefragt. Ich empfehle Ihnen deshalb, sich weitere Expertise zu dem Thema einzuholen. Auch eine weiterführende Auseinandersetzung mit den Themen „Hate Crime“ und „rechte Gewalt“ würde ich dringend empfehlen.

Das Engagement der VfB – Fans (insbesondere vom Verein „VfB für Alle“, der nicht ohne Grund vom Deutschen Fußball Bund ausgezeichnet wurde) ist gerade in diesen Zeiten nicht hoch genug einzuschätzen. Und ich möchte dringend bitten, wenn nicht sogar dazu auffordern, alles Erdenkliche und Notwendige zu tun, um die Aktivitäten des „VfB für Alle e.V.“ auch weiterhin voll und ganz zu unterstützen, damit Hass, Gewalt und Menschenfeindlichkeit in Oldenburg, Niedersachsen und Deutschland nicht an Boden gewinnen und Menschenrechte, Gleichberechtigung und Akzeptanz nicht in den Hintergrund treten.

Constanze Schnepf für die Antidiskriminierungsstelle (IBIS e.V.)

Quellen:

Lagebild VfB für Alle: http://www.vfbfueralle.de/?p=1406

Solidarische Erklärung aus der Zivilgesellschaft: http://www.vfbfueralle.de/?p=1389

Pressemitteilung des VfB Oldenburg: http://vfb-oldenburg.de/stellungnahme-des-vfb-oldenburg/

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