Interview mit Dr. Jens Ilse (IBIS e.V.) und Dr. Natalia Petrilio (Stabstelle Integration Stadt Oldenburg) am 24. Oktober 2016

Interview mit Dr. Natalia Petrillo und Dr. Jens Ilse aus Oldenburg zum URBACT-Netzwerk „ARRIVAL CITIES“ 

Wie können Städte Zuwanderung und Integration besser organisieren? Darum geht es beim URBACT-Netzwerk ARRIVAL CITIES. Der Schwerpunkt liegt darauf, wie Integration in den Kommunen langfristig sichergestellt werden kann: Wie gelingt es den Städten, eine Gemeinschaft zu entwickeln, in der gegenseitige Toleranz und Akzeptanz gelebt werden? Dr. Natalia Petrillo ist Integrationsbeauftragte der Stadt Oldenburg, die als Netzwerkpartner an ARRIVAL CITIES teilnimmt. Dr. Jens Ilse, Bildungsreferent bei IBIS (Interkulturelle Arbeitsstelle für Forschung, Dokumentation, Bildung und Beratung e.V.) ist Mitglied der Lokalen URBACT Gruppe, die in Oldenburg im Rahmen von ARRIVAL CITIES eingerichtet wurde. Beide berichten im Interview, mit welchen Herausforderungen ihre Stadt im Bereich Integration zu kämpfen hat und was sie sich von der Teilnahme an ARRIVAL CITIES erwarten. 

Was sind die lokalen Herausforderungen, mit denen die Stadt Oldenburg im Rahmen von ARRIVAL CITIES umgehen will? 

Petrillo: Wir möchten die bestehende Integrationsarbeit fortführen und Oldenburg als eine weltoffene Stadt weiterentwickeln – eine Stadt, in der sich alle gegenseitig respektieren und das Anderssein seinen Platz findet. In Schlagworten gesagt, geht es um Integration, Migration und gesellschaftlichen Zusammenhalt mit einem Schwerpunkt auf Flüchtlingsintegration. Unser jetziges Integrationskonzept ist von 2010 und soll an die aktuellen Herausforderungen angepasst werden. Deshalb wollen wir konkrete, umsetzbare Maßnahmen entwickeln, wie Oldenburg eine Stadt für alle werden kann. Zudem ist eine Problemanalyse in Form eines Integrations-Monitorings in verschiedenen Themenfeldern geplant. Wichtig sind uns auch Indikatoren, um Integrationserfolg und -bedarfe sichtbar zu machen. Mit ARRIVAL CITIES wollen wir einen partizipativen Prozess anstoßen, indem wir gemeinsam mit der Stadtverwaltung, der Politik aber auch der Zivilgesellschaft das Integrationskonzept auf den neusten Stand bringen. 

Ilse: Ziel ist auch, dass die Bevölkerung die Integrationsbestrebungen weiterhin mitträgt und die Flüchtlinge als Nachbarn akzeptiert. Zudem ist die Flüchtlingsthematik momentan ein drängendes Problem: Es fehlt noch immer an Wohnraum, Geld, Arbeit und psychosozialer Beratung für die Menschen. Deshalb ist es wirklich gut, wenn die Stadt, neben ihren bisherigen Bemühungen, die Flüchtlingsdebatte öffnet.

Wer ist Mitglied in Ihrer Lokalen URBACT-Gruppe (ULG) und welche Maßnahmen haben Sie bislang umgesetzt?

Ilse: Die ULG wurde Anfang 2016 gegründet und wir treffen uns regelmäßig. Bislang sind wir sechs Partner: Eine Gesamtschule, das Yezidische Forum, das Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft, die interkulturelle Arbeitsstelle IBIS, bei der ich arbeite, die Stadt Oldenburg und ein Stadtteiltreff. Am 12. September 2016 gab es in Oldenburg ein Auftakttreffen mit den Bürgern für die Erarbeitung unseres neuen Integrationskonzeptes. Im Rahmen dessen wurde die Lokale Gruppe dann noch erweitert. Außerdem ist es geplant, innerhalb der ULG vier Unterarbeitsgruppen zu den Themen „Integration und Arbeitsmarkt“, „Sprache“, „Wohnen“ und „Interkulturelles Lernen/Schule“ zu etablieren. Möglich wären auch weitere AGs, z. B. zu Gesundheit oder Kultur. 

Petrillo: Die Mitglieder der ULG haben vorher nicht in dieser Form zusammengearbeitet, einige kooperierten aber bereits miteinander. Am Anfang standen wir unter großem Zeitdruck. Deshalb ist die Gruppe jetzt auch noch relativ klein. Angestrebt ist es allerdings, noch weitere Institutionen ins Boot zu holen. 

Was sind die nächsten geplanten Maßnahmen? 

etrillo: Wir wollen eine Lenkungsgruppe für die ULG bilden und innerhalb der Unter-AGs verschiedene Workshops durchführen. Es ist auch eine externe Begleitung und Moderation der Lokalen URBACT-Gruppe durch die Bertelsmann Stiftung geplant, um den Prozess professionell zu gestalten. Da bietet sich die Bertelsmann Stiftung an, denn Oldenburg ist auch eine Pilotkommune bei deren Projekt „Ankommen in Deutschland“. Im Rahmen dessen wird unter anderem ein „Modulkoffer“ für Kommunen und Gemeinden zu verschiedenen Themen der Integration entwickelt. Dazu trägt die Stadt Oldenburg aktiv bei. Zudem können wir auch von guten Praxisbeispielen anderer beteiligter Kommunen etwas lernen. 

Gibt es schon Ergebnisse Ihrer bisherigen Arbeit im Rahmen von URBACT? 

Ilse: Wir haben den Eindruck, dass das ARRIVAL CITIES-Projekt bereits jetzt in unserer Stadt einen Wandel bewirkt. Die ULG bringt Akteure und Gruppen an einen Tisch, die vorher kaum mit ihren Perspektiven in einen Dialog getreten sind, um gemeinsam über Willkommenskultur und neue Konzepte nachzudenken. Und die beteiligten Bürger können etwas weiterentwickeln, was sie wirklich aus Eigeninitiative machen. 

Petrillo: Ja, viele aktive Bürgerinnen und Bürgern begrüßen diese Initiative und möchten sich einbringen. Das freut uns sehr und motiviert uns, diesen Prozess gemeinsam mit der breiten Öffentlichkeit voranzubringen. 

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