Um kรผnftig alle Personen in der Verwaltungssprache anzusprechen, will die Landeshauptstadt Hannover geschlechtsneutrale Sprache verwenden. An Stellen an denen dies (noch) nicht mรถglich ist soll u.a. der Gendersternchen genutzt werden. Hierzu hat das Referat fรผr Frauen und Gleichstellung den Flyer โEmpfehlungen – fรผr eine geschlechtergerechte Verwaltungsspracheโ herausgebracht.
Diese neue Regelung stรถรt nicht nur auf Begeisterung und Verstรคndnis, so wird u.a. bei der Welt und der Sรผddeutschen Zeitung davon gesprochen, dass es fรผr viele wichtigere Probleme in Hannover gรคbe. Diese Diskussion um geschlechtergerechte Sprache ist nicht neu. Im Jahr 2018 sorgten u.a. die Idee der Gleichstellungsbeauftragten Kristin Rose-Mรถhring die deutsche Nationalhymne geschlechtsneutral umzuschreiben und der Wunsch einer 80-jรคhrigen Frau in Bankformularen endlich auch als solche bezeichnet zu werden, fรผr erhitzte Gemรผter.
Natรผrlich gibt es in Deutschland und Hannover auch andere Probleme, aber diese liegen zum Groรteil nicht in der Verantwortung von dem Referat fรผr Frauen und Gleichstellung und anderen die zu Gleichstellungsthemen arbeiten. Wรผrde diese Argumentation bei allen Problemlagen aufgefรผhrt, wรผrden wir wahrscheinlich nie dazu kommen etwas zu รคndern. Nur weil hinsichtlich Gleichstellung, in diesem Fall der sprachlichen, Entwicklungen zu beobachten sind, heiรt dies nicht, dass an anderer Stelle nicht gleichermaรen gearbeitet wird.
Anders als das generische Maskulinum, damit ist die Verwendung der mรคnnlichen Form fรผr alle Personen gemeint, werden mit einer geschlechtergerechten/- neutralen Sprache auch alle anderen angesprochen und sichtbar gemacht. Bei der Verwendung von geschlechtersensibler Sprache bleibt es nicht nur bei einer Verรคnderung unseres Sprachgebrauches, auch eine Bewusstseinsรคnderung ist mรถglich, sodass sich ein positiver Effekt auf Gleichstellung allgemein einstellen kann.
Ein Beispiel fรผr eine solche Bewusstseinsรคnderung ist das geschlechterneutrale schwedische Pronomen โhenโ, dass in Situationen in denen Geschlecht keine Rolle spielt oder von nicht-binรคren trans Personen genutzt werden kann. Die Einfรผhrung dieses Pronomen hatte 2012 zu negativen Reaktionen gefรผhrt, diese Einstellung hat sich jedoch mit der Zeit zum Positiven gewandt. Es bleibt also zu hoffen, dass der geschlechterneutrale Sprachgebrauch in Hannover, aber auch im Rest von Deutschland mehr Anklang findet und weitere Stรคdte dem hannoverischen Vorbild folgen. Denn um die geschlechtliche Vielfalt zu achten, sollten wir dies auch in der Sprache tun.
Dass sich nun die Stadt Hannover entschieden hat, kรผnftig sensibleren Sprachgebrauch zu pflegen ist ein guter Schritt, der zudem die Lebensqualitรคt und Wohlbefinden, derer die bisher nur โmitgemeintโ waren, verbessern kann und diese Verbesserung der Lebensqualitรคt gehรถrt durchaus zum Aufgabenbereich einer Stadt.