An den Vorstand, Geschรคftsfรผhrung und alle Verantwortlichen beim VfB Oldenburg
Bezugnehmend auf Ihre Stellungnahme mรถchte ich zunรคchst auf Ihr Argument in der Pressemitteilung vom 06. Dezember eingehen, dass sich der VfB Oldenburg zur Neutralitรคt verpflichtet habe . Neutralitรคt bedeutet nicht, dass sich der VfB wertneutral verhalten muss.
In Ihrer Stellungnahme betonen Sie, dass sich der VfB Oldenburg klar gegen Rassismus, gegen Fremdenfeindlichkeit und gegen Homophobie positioniert. Gleichzeitig unterstellen Sie dem Verein โVfB fรผr Alleโ, dass dieser den VfB als Bรผhne nutzt, um politische Standpunkte mitzuteilen. Mit dieser Unterstellung diskreditieren Sie Fans, die seit vielen Jahren im Sinne des Leitbildes des VfB Oldenburg handeln und dafรผr Sorge tragen, dass der VfB Oldenburg ein diskriminierungssensibler und sicherer Ort fรผr alle Menschen ist.
Sowohl die Demonstration gegen den Landesparteitag als auch die Transparente von VfB – Fans, die ich bis jetzt gesehen habe, bezogen sich stets auf Diskriminierungsfreiheit und die Wahrung von Menschenrechten. Auch die antirassistischen Slogans, auf die die Sie sich beziehen, wรผrde ich eher als eine Positionierung und ein Sinnbild fรผr den Einsatz gegen Rassismus und Diskriminierung sehen, und nicht als Aufruf zur Gewalt.
Es mag sein, dass Sie sich parteipolitisch nicht positionieren mรถchten, aber den Fans des VfB Oldenburg kรถnnen Sie im Sinne des Grundgesetzes und der Meinungsfreiheit nicht absprechen, sich gegen eine Partei zu positionieren, die zwar demokratisch gewรคhlt ist, aber zunehmend unsere demokratischen Grundwerte in Frage stellt.
Die ausbleibende Unterstรผtzung der antirassistischen Fans und die damit einhergehenden Entwicklungen innerhalb der Fanszene sind mehr als bedenklich. Die Vorwรผrfe des โVfB fรผr Alleโ, dass es sich bei den genannten Fangruppen um rechtsoffene Gruppen handelt, werden von Ihnen dadurch entkrรคftet, dass Sie sich allein auf Aussagen der szenekundigen Beamten beziehen. Ich kann es nicht nachvollziehen, dass Sie die Aussagen der Polizei hรถher bewerten als die Aussagen von Fans, die viel nรคhere engere Bezรผge zur Fanszene haben und sich tรคglich mit dem Thema โrechte Erscheinungsformenโ auseinandersetzen. Zumal sich einige dieser Fans mit ihrer Expertise auch in der politischen Bildungsarbeit (z.B. an Schulen und Universitรคten) engagieren. Auch der Fanbeauftragte des Vereins wurde anscheinend nicht nach einer Einschรคtzung gefragt. Ich empfehle Ihnen deshalb, sich weitere Expertise zu dem Thema einzuholen. Auch eine weiterfรผhrende Auseinandersetzung mit den Themen โHate Crimeโ und โrechte Gewaltโ wรผrde ich dringend empfehlen.
Das Engagement der VfB – Fans (insbesondere vom Verein โVfB fรผr Alleโ, der nicht ohne Grund vom Deutschen Fuรball Bund ausgezeichnet wurde) ist gerade in diesen Zeiten nicht hoch genug einzuschรคtzen. Und ich mรถchte dringend bitten, wenn nicht sogar dazu auffordern, alles Erdenkliche und Notwendige zu tun, um die Aktivitรคten des โVfB fรผr Alle e.V.โ auch weiterhin voll und ganz zu unterstรผtzen, damit Hass, Gewalt und Menschenfeindlichkeit in Oldenburg, Niedersachsen und Deutschland nicht an Boden gewinnen und Menschenrechte, Gleichberechtigung und Akzeptanz nichtย in den Hintergrund treten.
Constanze Schnepf fรผr die Antidiskriminierungsstelle (IBIS e.V.)
Quellen:
Lagebild VfB fรผr Alle: http://www.vfbfueralle.de/?p=1406
Solidarische Erklรคrung aus der Zivilgesellschaft: http://www.vfbfueralle.de/?p=1389
Pressemitteilung des VfB Oldenburg: http://vfb-oldenburg.de/stellungnahme-des-vfb-oldenburg/